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menigclichen darfür gehalten worden; hat doch darneben alle eerliche kurzweil und gut schwenk leiden mögen, und so im etwas schimpflichs begegnet, hat ers wol zu gut aufgenomen, wie dann sollichs in der hernachvolgenden

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geschicht mit der gemaindt zu Wittershausen erscheinet. Dises dorf Wittershausen ist vor dem Schwarzwaldt, im Mülbach ob Veringen, unferr von Oberndorf, gelegen, darinn vor jarn seer geschide, listige pawern gesessen gewesen und die ain solchen ruof irer geschwindigkait halben gehabt, das vill

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leut dozumal ires rats gephlegen, [A125a] haben darneben vill schimpflicher reden und abenteurn sich beflissen, dardurch sie noch größern zulauf überkomen. Und als sie ainsmals erfaren, das obgemelter herr Johans von Zimbern zu nechst bei irem dorf hinreiten wurde, und wol gewist,

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wie ain seltzamer, abenteüriger herr er gewesen, sein iren vil für das dorf hinaus an die straßen in ain ring nidergesessen und ire füeß in ainandern geschrenkt und verwigklet, und wie herr Johanns fürgeritten, haben sie ain seltzams hadern und wilde geperden triben. Herr Johanns, als er

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solchs ersehen, hat er stillgehalten und denen abenteurlichen geperden zugesehen, doch sie zu letsten befragt, was sie darmit mainen, haben sie geantwurt, sie haben ire füeß under ainandern verloren und understheen sich alda ain ider die seinen widerumb zu bekomen. Und als er dessen wol

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lachen mögen, haben sie ine gepetten, er welle sie des kriegs entschaiden und sovil handlen, damit ir idem seine füeß wider werden; dargegen wellen sie ime ain jerliche gülte und namlich alle jar ain sack mit korn geben. Herr Johanns, sobald er dise schimpfliche abenteur gemerkt, ist

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er den nechsten abgestanden, hat ain stecken erwischt und denen paurn die schinbain wol erklopft. Sobald die pauren deren straich empfunden, hat ain ider seine schinbain an sich gezogen und den nechsten aufgestanden[1]; haben herrn Johannsen seer gedanket, daz er inen also geholfen hab,

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und im [170] aber dagegen die vorgenannte korngült, namlich ain sack mit korngült geschenkt. Sie haben aber den


  1. aufgestanden] Liebrecht, Germania XIV, 390, und XVIII, 179, erwähnt zu dieser stelle, daß diese geschichte auch von den Schildbürgern, cap. 29, den Dölpelbachern bei Burkhard Waldis 4, 90, 69—74, den Köpniker rathsherren (Reinsberg-Düringsfeld, Internationale Titulaturen II, 126), in Campbells Gälischen Märchen, Benfey, Orient und Occident II, 687, und in Island von den Backabrüdern erzählt wird.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 315. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_315.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)