Seite:De Zimmerische Chronik 1 304.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

gelübt an ime verbrochen, mögt er sie ir lebenlang zur straf vermauren lassen. Der grafe von Neufen, ab dieser unversehenlichen ankunft seins frommen herren und freunds, des Möringers, vor schrecken mehr eim doten, dann aim

5

lebendigen, gleichnendt, der kunt sich auch lenger nit enthalten, sein aigen gewissen trib ine, das er eilends herzu lief, und fiel uf seine knie, umb Gottes willen verzeihung begerend, thet ime selbs auch die straf ernennen, das er im[1] megt und sollt umb sein begangne untrew das haupt

10

abschlagen. Was das für ain erbärmklichs spetakel und ansehen domals gewesen, ußer ainen solchen großen frewd urplützlichen in höchste traurigkait und wainen verendert, auch das die fraw und der edel graf, also erbärmclichen da kniend, umb gnad anrueften und das leben verwürkt und

15

die straf verdient, begert und bekennt haben, das kan ain ieder verstendiger gedenken. Es waren auch die von der freundtschaft sampt den lehenleuten vom adel und die diener zugegen, deren mehrtails, auch der alt herr Möringer selbs, sich wainens nit enthalten kinden. Der guet, from

20

alt herr kont sich aber selbs überwinden, verzeihe inen, hub sie baid uf von der erden und nam die fraw widerumb zu gnaden. Aber dem grafen von Neufen dem verheirat er sein jungste ledige dochter, gab sie gleich zusamen, deren hochzeit war noch desselbigen aubents und dann die

25

volgenden tag mit großen frewden der beiwesenden freundt und nachpurn verricht. Wie lang aber bemelter Möringer nach diser geschicht noch gelebt und wann er gestorben, das ist lenge halb der zeit, auch ußer unfleis unserer eltern, in vergess kommen. Aber bei wenig jaren ist sein, des

30

Möringers[2], rennfan, den er in kriegshandlungen gewonn was zu füeren, noch verhanden gewest; den hat ain alte edle fraw, genannt Veronica Spettin, zu Freiburg [1317] im Preisgew bei handen gehapt, mit dem wappen, wiewol die farben verplichen und schier gar abgangen gewesen. Über vil jar hernach sein

35

die edlen grafen von Neufen, des römischen reichs jegermaister, umb ire güeter kommen und zu letzst abgangen, wie dann uf erden nichs bestendigs. Sie haben das frawen-


  1. im] hs. in.
  2. Möringers] über die sage vom edlen Möringer und über die grafen von Marstetten s. Stälin a. a. o. II, 575 anmerk. 2 und 576; Eggmann, Geschichte des Illerthales s. 304 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_304.jpg&oldid=- (Version vom 29.11.2019)