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uß, mitler weil er vil und manche länder glücklichen durchwandlet.

* [1197] Im abschaiden des Möringers von haus do gehub sich sein weib so innigclichen übel und weinet, das

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man sie tresten must; aber es ist ain alt sprichwort, das sagt:

D'hund hinken[1], frawen wainen und d'krenet schweren,
Doran soll sich aber niemands keren.*

Er kam über mehr und so weit in das inner Indiam,

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das er zu s. Thomas kam, da er sein gebett zu Gott dem allmechtigen verbracht und umb fürbitt zu dem lieben hailigen anruefet. Also wiewol er manche jar im selbigen landt umbher zoge, iedoch behüet in der allmechtige Gott ganz wunderbarlich, erhielt in, das im kain laidt beschach;

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wiewol er für und für nach seiner verprachten walfart gern, wo es sich ie hett schicken wellen, nach der heimat het gebracht. Hiezwischen kam der jung grafe von Neifen mehrmals zu seins herren, des Möringers, gemahl, wie im dann befolchen war, und wie man warlichen sprücht, das ganz

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ungewerlichen, wo man feur und stro zesamen laß nisten, es bleib nit lang, es nem doch zu letzt ain auspruch, das beschach da auch. Der guet jung herr der empfieng durch die deglich oder vil beiwonnung ein flammen einer liebe, vergaß der trewe, die er dem edlen, fromen Möringer

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versprochen, het ain nachtrachten nach der frawen, welche gedanken doch der fromen herz nit berüerten. Damit nun der graf von Neufen seinem fürgeben ein glauben fürbawete, do ließ er ain redt außgeen, auch durch potten und briefen ein vermaint wissen machen, [1315] der alt Möringer het die

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schuldt der natur uf dem weg bezallt. Wer war trawriger, dann die guet fraw? Iedoch, nachdem der dreißigest und ander sachen fürüber, do fiengen die freundt von andern sachen, wie die herrschaftsachen und anders hinfüro zu bestellen, an zu fragen und zu berathschlagen. Was soll ich

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sagen? Die welt ist die welt und bleibt die welt, so lang da stehet die welt. Der grafe von Neifen war ein junger hach, gedacht nur seim geferd nach und seinen begirden, het gar kein hoffnung mehr, das der alt Möringer, seitmals er vil jar außblieben, widerumb zu landt solt kommen,

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darumb warb er umb die grefin. Er kunt sein vorhaben der-


  1. D'hund hinken] s. Simrock, Sprichwörter s. 233.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 301. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_301.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)