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verhofft, es sölle was glückhafts und guts bedeuten; was aber das sein, das wurt zu seiner zeit offenbar werden. Gar nache ain sollichs ist anno 1566 zu Margpurg, gleichwol mit mererm verwundern aller zuseher, beschehen uf des eltern

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landtgrafen hochzeit mit herzog Cristofs dochter von Würtenberg[1]. Do sein ains abends liechtlin schier uf allen decher und zinnen erschinen, auch, da die trommeter und andere musici geblasen, sein sie inen uf die trommeten gefallen und sie fast verhindert; gleichwol sie niemands

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gebrennt oder schaden geton. Das ist, wie billich, nit für ain klain wunderwerk und ostentum geachtet worden, und, wie man sagt, ist es sonst still dieselbig nacht, mit wenig freuden zugangen. Mancherlai sein die reden und juditia gewest hievon, und ist möglich, es werde über vil zeit

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hernach sich die bedeutung beschainen, wie dann ain alts und warhaftigs sprüchwort, das sagt: Gott und die natur schaffen oder thuen nichts one ursach. * Von der jemerlichen und kleglichen geschicht[2] zu Bodma sein von den alten nachvolgende reimen gemacht worden,

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uf unser Frawen perg gezaigt, also lautende:

O mentsch, bedenk diß kleglich geschicht!
Ist götlich, war und nit erdicht;
Do man tausendt dreihundert und sibne zalt,
War Bodmar schloß durch Gots gewalt
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Vom donderstral ganz ungestim
Zu grundt verderbt, wie ich vernim,
Und zehen personnen, verstet mich recht,
Siben waren von edlem geschlecht,
Zwo arm frawen und ain saugam,
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Und ain junges kindt von Bodmar stam
Wardt außgeworfen allain zur frist.
Darumb diß hofstatt ergeben ist,
Das götlichs lob da werdt verbracht,
Maria der jungfrawen auch gedacht,
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So iz alhie patrönin ist
Und für uns bit Got Jesum Christ.

Man sicht noch heutigs [tags][3], das der berg, darauf die cleglich geschicht ainest beschehen, ganz klein und eng ist, daruf ein eng haus mueß gewesen sein, das allain in die

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höhe, wie ain [1314] thurn erbawen, darumb auch feurs nöte und des wetters halb dester sorgclicher und gefärlicher.


  1. Würtenberg] hs. Wurtenburg.
  2. geschicht] hs. gesicht.
  3. tags] fehlt in der hs.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_299.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)