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Sie waren denselbigen abent ganz frölich, wenig bedrachtend den großen unfahl, auch den ellenden, erbärmlichen todt, der inen so nahe under augen gieng. Nach dem nachtessen fiengen sie an zu danzen und alle kurzweil zu

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haben. In dess facht an ain groß wetter über das schloß zu kommen, mit dondern, blitzen, ganz greusenlich, dess sich doch die obgehörten nichs annamen, sonder fortfuren. Also erzaicht sich gegen dem abent spat ain groß wunderzaichen alda, dann es liesen sich ganze feurige kuglen und sträl ob

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dem schloß sichtbarlichen sehen das solchs die wachter nit [1312] verhalten, sonder den edelleuten anzaigen muesten, und sie waren, die sich nichs daran kerten, sonder danzten, und liesen sich hieran nichs irren. Also zu angender nacht do liesen sich die feurinen kuglen herab, und schlug der

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donder mit obgehörten strälen dermaßen in das haus, das gleich das ober schloß und geheus aller voller feur, und als die alten schlösser einest mehrtails in die höche gebawen, nur mit hilzin stegen, ohne alle andere verborgne oder heimliche abgeng, versehen, da ware ainsmals jammer und

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große not vorhanden. Es war nit weil, da lange berathschlagung zu pflegen, dann da war kein hoffnung einichs heils, dann so etwar zu aller höche hinauß het wellen springen, das aber ain unmügliche sach alle bedaucht. Derhalben, als sie den gewalt und straf Gottes augenscheinlichen

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sachen, baten sie Gott umb gnad und verzeihung und ergaben sich gedultigclichen in den todt, der baldt daruf volget; dann die obgenannten vom adel und ire weiber verbrannen zu eschen sampt dem schloß, dergleichen noch drei frawen, die ain hieß Adelhait, war des jungen von

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Podmans, der noch in der wiegen lag, saugamma; die ander zwo, die ein hieß Lucia, die ander Anna, diese alle verbrannen sampt dem schloß. In allem jammer aber und mordlichen geschrai, wie wol zu gedenken, do hat die saugamma Adelhait den jungen Hannsen von Bodma in

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vil windlen und lumpen eingewicklet und in ain großen ehrinen hafen, der ungeferd domals oben im schloß an der handt gewesen, gesteckt und, als ir das feur ganz nahendt kommen, hat sie den gueten jungen im haffen in Gottes des allmechtigen, auch unser lieben Frawen namen zum

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laden hinauß geworfen, und wiewol es ain große höche, nochdann ist der jung im hafen wunderbarlichen salvirt worden und darvon kommen; dann er ist gleich von den nachpurn

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 296. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_296.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)