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darauf ain potschaft seiner hausfrawen uf Zollern gethon. Wie der selbigen also das pottenbrot zukommen, ist die guet fraw eilends irem herren, den sie in vil jaren nie gesehen, sampt etlichen iren baider sönen und döchtern, für

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das schloß an berg herab entgegen gangen und haben ine mit großen frewden empfangen. Der grave ist auch von seinem ross abgestanden und hat sein weib und kinder herzlichen angesprochen, ist mit inen hinauf ins schloß gangen. In disen frewden aber hat der graf [1310] seines

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ross weiters nit wargenomen oder auch befolchen, wie man das abzemmen und absatlen solle, sonder die diener habents hinaufgefiert ins schloß; sie sein aber nit recht mit ime umbgangen, derhalben so ist das ross angesichts der diener verschwunden, das sie nit gewist, wohin es kommen;

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derhalben sie eilends zum grafen, irem herren, gangen und im zu wunder angezaicht, was inen mit dem ross begegnet. Gleich hat er vermerkt, das er selbs hieran schuldig, und das die diener ußer unwissenhait das ross verwarloset. Und wiewol im das in seinem herzen ain große beschwerdt,

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iedoch, seitmals im der allmechtig also mit allen gnaden haim geholfen, und der verlurst des abenteurlichen ross nit mocht widerbracht werden, schlueg ers ußerm sinn, sovil müglich, und sprach zu den dienern: »Wolan, wie kan ich im thon? es ist beschehen, und seie damit Got ergeben!«

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Darbei ist es also bliben, das die diener von im wider abgeschaiden, und er kein bös wort darzu geredt. In wenig stunden hernach, noch desselbigen tags, do sein drei schöner jungfrawen, in weisem angethon, an das thor uf Zollern kommen, und als sie von denen wachtern, was iren begern,

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und zu wem sie wellen, gerechtfertiget, haben sie für den grafen personlichen begert. Wie das dem grafen fürbracht, hat er bevolchen, sie unverzogenlichen ein und fürzulassen. Als das beschehen, haben sie vor ime sich genaigt und hat die ein under inen bekennt, sie seien geister, die seien

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verflucht und im gewalt des bösen feinds gewesen und durch die würkung desselbigen haben sie drei ine, den grafen, vil zeit und ain weiten weg in der gestalt des ross getragen, und dieweil er aber umb den verlust des ross nit ungedultig gewest, sonder alles Gott ergeben, so seien sie iezmals ußer

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dem deufelischen gewalt erlediget, und all ir marter und pein abgestellt, auch sie sellig und ewigclichen behalten, da sie sonst biß an jungsten tag hetten müeßen von den

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 293. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_293.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)