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ine in mancherlai weis versucht, wie dann der tausentlistig nit ruwen oder feuren kan, sonder von seiner boshaftigen art und aigenschaft, wo er angst und laidt oder unmuet waist, sich einmist und zuschlecht. Noch gab der

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allmechtig dem großmüetigen grafen sovil verstandts und gnad, das er dem feindt in seinen anfechtungen, darin er in von Gott abzufieren sich understandt, widersteen kunt. Letzstlich pracht im der bös feindt ein ross, mit dem bericht, das in sollichs an alle ort und ende, dahin in gelustet, ohne

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alle gefar seiner seel und des leibs in ainer geschwinde tragen wurde (mocht sich schier des Pacolets ross[1] vergleichen); iedoch wann er aubents oder sonst under tags abstunde, solt er das gegen nidergang der sonnen abzeumen und absatlen, so wurde er das für und für sein lebenlang

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haben, ja auch die ganz welt darmit durchraisen künden; wa er aber solchs ain mal übersehen, wurde er sein ross ewigclichen verloren haben; damit wolt er ine gewarnet haben. Was nun der graf dargegen hat müeßen dem gespenst verhaißen oder laisten, wie einest in sollichen fellen

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gepreuchlich, das ist unbewisst und lenge halben der zeit in vergess komen. Hiemit ist aber der bös gaist von im abgeschaiden und hat in verlassen. Also ist der grafe noch etliche jar ein weiten weg mit disem ross geraist; iedoch hat ine letzstlich angefochten, demnach er vil jar

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außgewesen, widerumb sich zu seinem weib und kinden zu verfüegen. Hiezwischen aber hat [man][2] ine seines langen außbleibens, und das man weder staub noch flug von ime vernomen, gar verschetzet gehapt. Sein gemahl, die grefin, hat die landtschaft weislich und wol regiert; so sein auch

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mitler zeit die jungen herren und frölin erwachsen; die sein ainsteils außgesteurt worden, und hat sich sein niemands mehr versehen gehapt. In dess hat das wunderbarlich ross den grafen ain weiten weg getragen, das er mit großem verlangen sein grafschaft erraicht. Do hat er, das sein weib

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und kinder noch in leben, und alle sachen wol standen, haimlichen, seitmals er bei menigclichem unerkannt, erfaren;


  1. Pacolets ross] nach Liebrechts mittheilung (Germania XIV, 390) ist jenes hölzerne ross des zauberers Pacolet gemeint, auf welchem in dem französischen ritterbuch »Valentin und Orson« Valentin durch die lüfte fliegt. Noch jetzt sagt man auf französisch von jemand, der rasch herläuft: »C′ est le cheval de Pacolet;« vgl. noch hiezu Germania XVIII, 179.
  2. man] dürfte zu ergänzen sein.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 292. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_292.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)