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Wolfen von Zollern dochter, seinem eheweibe, fürnemlich zwen söne gezeugt, herr Johanns Albrechten, auch herr Hannsen Diepolden, verstendig, geschickt und wolverdient herren, und deren keiner, dessen er nit sondere ehr. Er

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aber hat sein eheweib verlassen und von ime gestoßen, auch mit hilf und rat deren predicanten von Zürich und anderer gotloser bueben, die im zu seinem ungeruempten wesen gerathen, bei lebzeiten der ersten frawen ain ander eheweib genomen, mit dero er auch kinder überkommen.

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Die understehet er, vermaint auch herren und frölin von Sax zu nennen und darfür zu haben, auch das sie mit den ersten und elichen kindern im gleichen tail des namens, stands und der güeter erben sein sollen. Die baid graf Friderrich von Zollern, gebrüeder, der

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Ötinger und dann der ander, dem die freiin von Ratzüns vermehelt, sein bei iren lebzeiten so wunderbarlich und unrüebig nit gewesen, ire voreltern sein vil wunderbarlicher gewest. Wie [1309] man gemeinlich sprücht, es pring kein rapp kein distelfogel, und kein wolf kein schaf, das war da

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auch. Es hett[1] bei vil jaren vor inen ein graf von Zollern gelept, auch genannt graf Friderrich, sein weib hat gehaißen Udalhilt, ain gotzförchtige fraw, die nach irem absterben von vil leuten für hailig ist geachtet worden. Wer sie vom geschlecht gewest, ist lenge halb der zeit vergessen[2]. Diser

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grafe, nachdem er etliche kinder von seinem gmahl bekomen, die er mehrtails hin und wider an der fürsten höf und ainstails zu seinen nechsten freundten und verwandten zu erziehen verschickt, do nam er ime für, in die haidenschaft zu raisen und weit gelegne lender zu erkundigen.

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Derhalben empfalch er seinem gemahl die grafschaft und was er het, schied ab von ir und seinen underthonnen mit wenig diener, kam über mehr. Da ist er etliche, nit wenig, jar in der haidenschaft umbher gezogen, biß im zu letzsten seine diener und pferdt abgangen, und also unerkannt in

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großer armuet und mangel leben müeßen. Wie er nun in seinen grösten nötten gewest, auch nit wohinauß, noch wohinan gewist, do ist ain gespenst zu im kommen, das hat


  1. Es hett] bis in abgang komen [294, 13] ist abgedruckt von Uhland in Pfeiffers Germania IV, 93 ff.; die sage ist nach dieser chronik erzählt von Barth, Hohenzollernsche Chronik s. 103 ff.
  2. vergessen] Udalhilt war eine gräfin von Dillingen, s. Stillfried und Märcker, Hohenzollerische Forschungen s. 125 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 291. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_291.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)