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die nachpurn güetlichen hingelegt und vertragen. Aber der anfenger diser unruhe, oder von dessen wegen die vecht fürgenommen, der Schulthaiß Conradt, kam nit in disen bericht, sonder muest sein lebenlang in unsicherhait bleiben,

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das er nit wider geen Horb in sein vatterlandt dorft. Er verdarb diser handlung an leib und an guet, starb auch hernach ellengclichen im pann zu Sulz. * [1515] Eben in dem jar das schloß Zoller zerstert, do ist sonst gar nahe aller unfrid in deutschen landen hin

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und wider gewest; wer baß künden, hat mer geton, und hat sich der schwecher leiden müßen, auch an manchen orten gedulden, das er von merers schutz und schurms wegen von aim mechtiger ist beschwert und einzogen worden. Darumb haben sich etlich der fürnembsten von der

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ritterschaft, darbei auch etlich grafen und herrn sollen gewesen sein, zusamen gethon und derhalben in dem jar nach Cristi gepurt 1427 an kaiser Sigmunds, so dozumal zu Nürnberg, suplicirt. Der hat inen, auch allen von der ritterschaft in deutschen landen, ain besondere freihait geben,

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nemlich das sie zu erhaltung irer rechten und gerechtigkeiten sich under ainandren verbinden und verainen mögten nach irem gefallen, auch das sie reichsstett in solchen punt nemen und sich zu inen verpflichten mögten, iedoch Ir Majestat an derselben und des reichs gerechtigkaiten one

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nachtail. Diser freihait ist domals von kaiser Sigmunden aller ritterschaft [1516] in deutschen landen gegeben worden, wie die in originali noch verhanden[1]; dann es ward der adel der zeit fast gedruckt, und hetten die stett überhand genommen. Etlich jar darvor, als die stett in hohem thon

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und ufgang waren, welches dann dem adel, auch den höchern stenden zu abbruch dienen wöllt, do fieng anno domini 1390 die groß gesellschaft an in deutschen landen, die man nampt »den Lewen[2]«, beschach under dem liederlichen man könig Wenzeln. In solcher gesellschaft waren fürsten,

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grafen, rütter und edel, somma es war, aigentlich darvon zu reden, ain bundt wider die reichsstett; daran sich doch dieselbigen nit vil karten, dann sie waren dem adel nit vil mit disem Lewen. Ußer der ursach ist kaiser Sigmund bewegt worden, die ritterschaft, wie oblaut, zu begnadigen,


  1. verhanden] vgl. Stälin a.a.o. III, 445 ff.
  2. Lewen] vgl. Stälin a.a.o. III, 333.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_279.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)