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ainem Niderlender und das sich ainest uf dem Westerwald begeben, ein priester mess gehalten, hat aber der wind one alle geferdt ein fenster ufgestoßen und die hostiam under ein leichter gewhet. Wie nun der priester in der

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mess so weit fürgeschritten, das er die hostiam het sollen consecriren, do hat er die ain gute weil gesucht, aber nie künden fünden. Do wer ain Niderlender allernechst dem altar gestanden, wie sie dann gemainlichen im gebrauch, ein große sanctimoniam und andacht bei dem gotzdienst

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mit iren geberden zu erzaigen. Der het den priester, nachdem er ine lang het sehen suchen, hin und wider doch befragt in seiner sprach: »Lief herr, wat en suckt ihe?« Do het der priester geantwurt: »Ich such unsern lieben Hergott.« Darauf het der Niderlender wider gesprochen: »Lif

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herr, ick wet wol, wo he ist, mer ick soll in nit, wie Judas, verraten.« * Er [graf Friderich] verließ das schloß mit guetem kriegsvolk, auch mit proviant und aller notturft uf ain lange zeit wol versehen, und da die mauren und thürn, auch das

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überig gebew am schloß nicht so liederlichen erbawen, wurde den stetten zu schaffen sein worden, [1363] und hetten mit großem spott und schanden müesen darvon abziehen. Es het sich aber der graf so geschwindt ußerm schloß und so verholen darvon gemacht, das sein brueder,

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graf Eitelfriderrich, auch die stett, wie guete kundtschaft sie uf ine geen ließen, nit mochten gewar werden. Er kam inen, wie gehört, darvon. In wenig tagen darnach zogen die reichsstett mit macht daher; sie brachten mit inen ain guets geschütz, auch allerhandt kriegsrustungen

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zum werfen. Es waren diese stett, namlich Augspurg[1], Ulm, Memingen, Kempten, Reutlingen, Rotweil, Ravenspurg, Bibrach, Weil und vil andere reichsstett, die ir hilf darbei hetten und in der ainigung waren. Das leger hetten sie zu Stetten im closter und darumb. So lagen auch selbiger

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zeit die graven von Würtemberg vor Sulz dem schloß, das hetten sie mit macht belegert, dann sie dozumal auch mit den reichsstetten im pundt und der verainigung waren. Wie nun die stett ir leger zu und bei Stetten dem closter geschlagen, do kam grafe Eitelfriderrich von Zollern zu inen,


  1. Augspurg] hs. dise spurg; vgl. Marck, Das Stammschloß Hohenzollern s. 40.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_273.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)