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bern jarzeit mit vigilien und emptern auf sant Maria Magtalenen abendt beghen ließent. Nu het sich fraw Anna von Werdenberg ainer schweren und großen krankhait, die ir laidts und kommershalben zugestanden wer, angenomen,

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auf das sie mit der leich gen Messkirch nit faren dörfte; blibe also zu Shedorf. Nichtsdesterweniger, dieweil sie wol gedenken kunt, das ir [A120a] herr vatter von Messkirch noch so bald nit komen kunte, schrib sie grave Eberharten von Werdenberg, irem gemahel, das er ir auf ain

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bestimpten tag ain anzaal wägen geen Shedorf schicken welte. Solchs geschach nach irem begern. Damit lude sie und fürte hinweg allen den husrath, so verhanden was, bet, betgewat, silbergeschir und alles, was farende hab gehaißen wurdt. Das schickt sie als über sich hinauf geen Dietfurt,

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da was ir sitz. Also ließ sie das schlos Shedorf leer und geplindert auf iren herrn vatter warten, wiewol er nimermer, von wegen des laidts, so er in dem absterben sines gemahels empfangen, darein kam, sonder, wann er geschäfthalb dahin mueste, so war er in ains purn haus, der Schwarz

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genannt. Volgents starb auch dise grefin von Werdenberg, sein dochter, zu Dietfurt, den ersten tag des Merzen anno ain tausent vierhundert fünfundvierzige, und ward zu Ünzkofen in das closter begraben. Sie ist ain böse, aigennutzige Tullia gewesen, das sich aus iren handlungen wol beschaint.

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Ir vatter, herr Johanns, hat im, auch seinen vorfarn und nachkommen ain jarzeit zu Ünzkofen, so iedes jars nechst montags vor Ulrici begangen werden soll, anno domini ain tausendt vierhundert und dreißige gestift. Solliche jarzeit ist bis anher noch alle jar auf bemelte zeit gehalten worden.

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* [1194] Was dank die grefin von Werdenberg erlangt bei irn freunden des zimbrischen geschlechts, von wegen das sie von des schneden guets und geiz wegen so unerbarlich und unverschempt, auch so ungetrewlichen, nit anders, dann die ander Tullia, gehandelt, das ist leuchtlichen zu

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erachten. Ire volgenden agnati in absteigender linia haben ir ains theils ir begrebt in despectu cum fortissima imprecatione mermals gedretten. Sie mueß auch leiden und haben, das ir untrew der ewigen gedechtnus befolchen wurde. Sie hat das clösterle Ünzkofen, da sie begraben,

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zum thail gestift, auch dahin ir, auch ires herren memorias von silberin und geschmelzten wappen und anderm geben, aber die nonnen sein ebenmeßig so undankbar gewesen,

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 256. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_256.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)