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Man schreibt, es hab herzog Adolf das absterben des jungen herren mit groser betrübtnus ufgenommen, zudem der dodt seins bruders, herzog Gerhards, in nit wenig het bekommert, auch allererst sahe, wie es hinauß wollt,

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nemlich den abgang seines geschlechts besorgendt, wie es sich dann hernach mit ime über etlich jar geendet hat, wie folgen wurt. Aber es war sein rewkauf und sein leid vil zu spat. Iedocht, damit an ime nichts erwunde, do verheurat er sich ußer rath seiner ritterschaft und des lands mit ainer grefin

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von Mansfeldt. Das beschach im jar nach Cristi gepurt 1433. Aber er überkam kaine kinder, zu gedenken, es wer der will Gottes also und ain sondere straf, seitmals er vorhin seinem bruder die erben und kinder missgont, das er auch one leibserben sollte absterben. Das beschach hernach

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anno 1459, das er starb und kainen leibserben verließ. Do fiel das herzogtum Schleswig als ain manlehen widerum an die cron Denmark, doher es zu lehen herrüret. Aber mit dem herzogtum Holstain do fiel ain großer zweifel ain, wem das sollte zugeheren. Etlich vermainten, es wer ain lehen

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vom römischen reich, dem wer es haimgefallen, oder aber es geherte uf die manliche linia und nechst agnaten. Dozumal lept grave Otto von Schawenburg mit vil sönen, als grave Adolfen, Erichen, Ernsten, Bernhardt, Ottone, Hainrichen, Antonio und Johannsen. Derselbig alt herr, graf

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Otto, war der nechst von den manlichen agnaten, iedoch herzog Adolfen ser weit verwant, dann sich die linien[1] vor vil jaren hetten getailt, het auch mit so vil sönen ain solliche oder vileucht ain grösere landtschaft gebraucht und under sie ußtailen kenden. Darneben aber war könig Cristian

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von Denmark verhanden, mit baiden seinen brüder, grafen Gerhardten und Mauricio von Oldenburg, die waren herzog Adolfen, des verstorbnen, schwester söne, und het auch bemelter herzog Adolf seinem vetter, grafen Cristian von Altenburg, zu dem königreich Denmarkt, als im das war von den

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Denmarker nach absterben könig Cristofs angebotten worden, verholfen; und war der ganz adel in grosem zweifel, welchen sie zu ainem erbherren sollten behalten, oder dem das von rechts wegen sollt zugeheren. Ain tail hankt sich an den könig und sucht beschürmung von ime, die ander hielten

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sich an grafen und bedrachten die wolthaten, so die graven


  1. linien] hs. linie.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_182.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)