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mit fürstlichem bracht gehalten, und blib der herzog ain zeit lang am Reinstram, da im zu Haidelberg beim curfürsten, auch anderswa vil ehr als ainem frembden ward erzaigt. Hiezwüschen war die margrefin, bemelts herzogen

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gemahel, schwanger; die nam er auch bald hernach mit sich uf den weg nach Holstain. Es wuchs ir der leib in maßen, das sie im sibenden monat nach der hochzeit zwaier zweiling, ains herrn und ains fröles, im land zu Holstain gepare, dessen herzog Gerhard hochlich erfrewt, dergleichen

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auch sein ganze landtschaft. Aber es het der hemelt herzog noch ain bruder, der hieß Adolf, was ein strenger fürst. Der welt dise gepurt nit passiren oder gut haißen, sonder beschwert die fürstin, sein bruders weib, hoch, uf mainung, als ob die kinder nit seines bruders weren, sonder het die

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von ainem andern vor der hochzeit erlangt und ufgelesen. Darauß ward ain wilder handel und das man vil damit trib, er kunt nit rubig sein; vileucht war er ir sonst find, oder het nit ger gesehen, das sich der bruder mit ir het als ainer ußlenderin verheurat. Derhalben verordnet er zu ir nit

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wenig edler frawen, auch ander ußer den stetten, die alle gelegenhait und wie es umb die geschwai und ire kinder ain gestalt, mit vleiß sollten erkundigen. Die besichtigten die kinder, sagten auch alle, sie weren herzog Gerhards. Zu dem warden die arzet und doctores in der medicin

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derhalben befragt; die sagten ainhellig, das ain solche gepurt ußer naturlichen ursachen, die sie auch damit waren anzaigen, wol mögte beschehen; dann wer wolte anders, und ob es gleich nit war gewest, gesagt, die fürstin beschempt und also etliche fürsten des reichs uf sich haben geladen? Aber

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dise zeugnus der weiber und dann der arzet mögte bei dem fürsten, herzog Adolfen, sovil nit verfahen, das er sich ab seiner gefassten und fürgesetzten mainung wollt weisen lassen, sonder behart mit großem schmerzen und herzenlaid seines bruders, herzog Gerhards, und vilen in der

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landtschaft, denen nit lieb ward, das sich die fürsten also selbs verklainerten und zu schanden machten. So waren die margrafen von Baden der fürstin zu weit gesessen, die kunten ir wenig hilfs oder beistands erweisen. Darauß volgt, das sie zuletzst vor dem ufsatz ires schwagers lenger in

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Holstain nit bleiben kunte, sonder weichen must; zog derhalben widerum herauß gen Baden. Irem gemahel, herzog

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_180.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)