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an und ließ sich die gut fraw verhetzen, iren kindern zu großem nachtail; verstand die sachen nit, wohin die raichen möchten, oder wie es der margraf mit iren kinder und ir gemaint. Dargegen aber so zoch der ander bruder, margraf Bernhart,

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sein schwager, graf Wolfen, zu sich, erpot sich, ime allen fürschub und beistand zu thon, domit er bei dem seinen vor der witfrawen pleiben mögt. In somma, es ward die comödia so artlich von den baiden geprüdern margrafen gespilt, das es weder graf Wolf oder auch die witfraw merken

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konte, von weswegen der turnier angesehen. Kam letstlich darzu, das graf Wolf also erbittert ward, (was die ursachen in specie seien gewest, ist zu unser zeiten in ain vergess kommen) das er in ainer unbesinten oder unbedachten weis seinem stammen und namen zu unwiderbringlichem nachtail

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seinen halben tail an der grafschaft Eberstain seinem obbemelten schwager, margraf Bernharten, umb . . . . gulden zu kaufen gab. Das war die braut, darum so lang war gedanzt und darumb sich die baid margrafen geprüder nit wenig bis anhero hetten[1] bemühet und inen auch iezo nach

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irem gefallen geraten war. Margraf Jacob, der vormünder, sahe durch die finger und ließ den kauf geschehen. So kamen margraf Bernhart und graf Wolf kurzlich hernach gen Eberstain; da trangen sie die witfrawen, mit dem margrafen Bernharten, dem keufer, ain newen burgfriden zu

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schweren. Was sollt die gut witfraw thon? sie war verlassen[2] von iedermann; ire agnaten und nechste fründ, die schenken von Erpach, waren ir zu weit gesessen; so lies sie ir tutor, margraf Jacob, auch stecken und wolt sich der sach wider sein bruder nit beladen. Damit saß sie zwüschen

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zweien stüelen, und hatten sie ire baide schweger, der margraf und graf Wolf, also geschwinde überrumpelt, das sie eben thun must, was sie wollten und begerten. Darum auch hernach die grafen von Eberstain diser that halben zu ewiger gedechtnus kain sone mer Wolf haben genannt;

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soll auch also bei den eltern[3] grafen entschlossen sein. Aber wie dem, der margraf Bernhart nimpt das halb schloß Eberstain, wie man noch sicht, das es ainest ist underschaiden gewest, auch die halb grafschaft zu seinen handen als das sein. Es steet nit lang an, als graf Wolf der dorechten,

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ungetrewen handlung halb bei menigclichem veracht und


  1. hetten] hs. hette.
  2. verlassen] hs. verlannsen.
  3. eltern] hs. eller.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_177.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)