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[A72a] kindtlichen jaren kam, wolt herr Wörnher seiner glipt, die er Got verhaisen, gnug thon, schicket in seinem vettern, herrn Fridenreichen freiherren von Tengen, der ain conventer in der Reichenaw was under der regierung apt

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Diethelms freiherren von Krenchingen[1]. Da ward er auferzogen in der leer und allen andern guten sitten und übungen, bis er erwuchs und zu denen jaren kam, das er taugenlich und geschickt ward, priester zu werden. Da fliße er sich noch mer ains erbern wandels, dann vor; darzu het er wol

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studiert, derhalben er auch zu aim scolaster ward geordnet. Unlangs hernach, nach absterben apt Diethelms, ward ime die probstei von apt Hainrichen graven von Calv[2] verlihen, dann zu der zeit und auch darvor gemelte aptei, die Reichaw, alle ämpter und prelaturen zugleich wie auf ainem andern

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hohen stift gehabt. * [1185] Vor dreihundert jharen, nachdem Rotweil die statt zum drittenmal uf ain andern [1186] hofstatt verendert, haben die graven von Sulz, so domals als des hailigen römischen reichs hofrichter das hofgericht zu Rotweil

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versehen, auch ire aigenthumbliche güeter, als Negkerburg, Wildeck und andere, allernechst bei Rotweil domals besessen, sampt den alten freiherren zu Zimbern das predigercloster zu Rotweil gestiftet. In welchem jhar aber das benanntlichen beschehen, ist außer länge der zeit, auch unfleis

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unser vorfarn, die das nit ufgezaichnet und der gedechtnus bevolchen, zudem außer großer untrew deren von Rotweil, die solchs nach irem vermügen zu undertrucken begern[3], in das vergessen kommen; dann die statt alle des closters brief und andere documenta zu iren handen genomen; wol

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zu besorgen, es sei schon alles dahin. Aber es sein etliche münch darin gewesen, die das offenlichen gesagt, sie haben die dotation gesehen und gelesen, auch obbehörten inhalt darin befunden, darzu neben anderm, das der ain fundator, so ain freiherr von Zimbern gewesen, er hab gleich gehaißen,

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wie er welle, dem closter ain schönen vergulten kelch gegeben, darauf des fundatoren namen und wappen zum schönesten, als domals der sitt gewesen, geschmelzt. Der


  1. Krenchingen] s. Gallus Oheims Chronik von Reichenau s, 131 ff.; über Friedrich von Tengen s, 141, 9; 142, 28.
  2. Calv] s. Gallus Oheim a. a. o. s. 134 ff.
  3. zu undertrucken begern] hs. undertrucken zu begern. in das vergessen kommen] vgl. darüber Langen, Beiträge zur Geschichte der Stadt Rotweil s. 293 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_145.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)