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redlich gemacht worden. Dise handlung findt man zu Würzburg im thom im cor ganz ordenlich in ainer tafel, also auch bei unser zeiten, wie bischof Melchior von Würzburg vom Cratzer[1] und andern grumbachischen ritter

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unschuldigclichen ermürdt und erschossen. Wie das an den thetern[2] gerochen, das waist noch menigclich und ist in frischer gedechtnus. Aber do es den frommen remischen könig antraf, dem der pabst und die anderen erzbuben zu Rom feindt warden, do ließ mans hingehn, ain groß exempel

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und ain verbott, das das reich und das deutsch land bald hernach in ain sollichen abfal kommen, wie man das ußer den historien waist, auch sich seithere in dem vorigen stand nühe hat widerum erholen künden. * * [1502] Es gemanet mich dise geschicht fast an ain

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vergangne handlung, die vor vil jaren ain münch barfüser ordens, genannt bruder Clemens[3], in seinen esterreichischen und königsfeldischen historien ganz ordenlichen beschriben, wiewol dieselbig ain ernst gewest und ain erschrockenliche that, gleichwol mit aim glücklichen ußgang. Das hat die

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gestalt. Herzog Albrecht von Österreich, genannt der lam, von wegen das im also war vergeben worden, darvon er erlamet, auch bei den dreißig jaren lam war, das man in heben, legen und mit ime umbgehen muest[4], wie mit aim jungen kinde, sonst ain verstendiger, kluger und weltweiser

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fürst, den lied ainsmals seiner burger ainer zu Wien, ain fürnemer und über alle maßen ain reicher man, das er mit im sollt zu gast essen. Der herzog schlugs im etliche mal ab mit glimpf, kam umbher, on zweifel war im nichts guts vor. Iedoch nach langem, als in ihe der burger so hoch

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ermanet und bat, nit ußzubleiben, [1503] do bewilliget er letstlich zu kommen, und uf die bestimpt zeit nam er sein ainigen son, herzog Ruodolfen, auch etlich seiner vertrawten rät mit sich und erschine. Der burger war da mit seinen befreundten und verwanten und entpfieng die baid herzogen

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mit möglicher ererpietung. Das morgenmal war zum allerkostlichesten und herrlichesten zugericht, das sich die herzogen baid, auch die rät dessen verwunderen musten; zu-


  1. Cratzer] d. i. Wilhelm Kretzer, vgl. Voigt, Wilhelm von Grumbach und seine Händel, in: Historisches Taschenbuch von Raumer, 1846 und 1847, und Wegele, Wilhelm von Grumbach, in: Historische Zeitschrift von Sybel, 2 Band, s. 408 ff.
  2. den thetern] hs. der theter.
  3. Clemens] s. Chronicon königsfeldense, ed. Gerbert, s. 96.
  4. muest] hs. muß.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_133.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)