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gestalt. Wiewol er nu sonst ain unerschrockner herr, so erschrack er doch ab disem mentschen oder mentschlichen gestalt über die maßen, bezaichnet sich mit dem zaichen des hailigen creuzes. Der in mentschlicher gestalt, so vor

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im stillstund, fieng an zu reden und sprach, er bedörfte sich nit förchten, dann er wer von Got dahin verordnet, im etwas zu offenbaren; er solte auch mit im reiten, so welle er im abentheur zaigen, dergleichen er vormals nie mer gesehen, es solle im auch nichts schädlichs an seiner seele

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oder an seinem leib in kainen weg begegnen oder widerfaren. Herr Albrecht von Zimbern, als der hört, das er von Gott redet, bewilliget er mit im zu reiten. Die person gieng vor im hin, herr Albrecht ritt im nach. Als sie nun seins bedunkens auß dem holz komen, sahe er die

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allerschönesten wisen und lustigeste gegne, auch daselb ain schloß mit vilen thürnen und großer costlichkait erbawen, dergleichen er vormals alle seine tag nie mer gesehen. Als sie nun zu dem schloß komen, begegneten inen vil [A58b] leut, als knecht und diener, alle stillschweigent, die im sein

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pherdt entpfiengent. Der erst, so im anfang mit im komen, sagt, er bedörfte sich des schweigens nit verwundern, mit niemandts auch nit reden, dann mit im, und kegklich thun, was er in hieß. Hiemit kamen sie in das schlos; da ward er gefüert in ain schönen, weiten saal, da saß ain herr mit

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seinem hofgesind zu tisch, welcher alsbald mit denen selbigen allen gegen herrn Albrechten aufstund, naigten sich mit iren heuptern, als ob sie in wolten empfahen und ere erpieten; satzten sich darnach widerumb nider, als ob sie essent und trünkent. Herr Albrecht stund also mit seinem

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schwert, das er in seinen henden hielt und in kainen weg von im nit lassen wolt, besahe, wie ain costliche credenz, essentragen und anders da was, doch alles so stillschweigendt, das er sich dessen höchlich verwunderte. Als er nu ain gute zeit alda gestanden und alle ding nach notturft

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besichtiget, auch der sitzendt herr sampt seinem hofgesind für sich aßent und sich niemandts sein weiter, dann wie gehört, annam, saget der, so im anfengklichs bekomen und in das schlos gefüert, er sollte gegen dem herrn und seinem hofgesünd mit dem haupt naigen, dann er in widerumb

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hinaus und von dannen füeren wolt. Nachdem nun solichs beschehen und der herr, auch alles sein gesünd im mit aufsten und dem hauptnaigen widerumb eer beweisent, wie im

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_111.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)