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Bodensee und der kirchen daselbst im flecken gestanden und in der nidere gelegen; möglich, so man suchen, man wurde noch die fondamenta desselbigen finden. *

* [1434] Man sagt und findt auch geschriben, das zu

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selbigen zeiten der gewaltig hauf der Unger zu und umb Laugingen sey gelegen, auch weiter in unser landtsart nit herauf kamen, ußerhalben der straifenden pferdt und vastatori, wie dann die ungleubigen derselben ainest vil gehapt, auch der Türk solchs noch zu unsern zeiten im geprauch.

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Dieselbigen straifenden pferd haben sich unser gegne und dann umb den Bodensehe angenomen, aber der remisch kaiser Conrad der erst, so inen dozumal biß gen Laugingen mit großer macht sein entgegen gezogen und zu baiden thailen vil sein gedinget worden, doch letstlich ain solch

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groß blutvergießen zu verhieten, dahin kommen, das man uf ieder seiten ain man sollt erwelen, die baide dan für menigclichen kempfen, und welcher uß inen obleg, da sollt der sig sein, und damit der krieg sein entschaft haben. Wie das also abgeredt und beschlossen, soll der kaiser ain herren

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von Calatin uß seinem volk erwelt haben. Dieweil aber nun[1] gedachter von Calatin ainsmals in großen gedanken ainig umbhergangen und seinem bewilligten kampf nachgedracht[2] so seye ime ain unbekannter man begegnet, welcher in angeret, was er mit im selbs so ernstlich bedenk, und

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gesagt: »Ich sprich, du wurst nit kempfen für den kaiser, sonder ain schuchmacher von Henfweil (welches iezunder die statt Laugingen ist) wurt mit seiner weer den kampf erhalten.« Solcher rede der von Calatin nit wenig erschrocken und gesagt: »Wer bistu? sollt ich meinem herren, dem

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kaiser, den kampf nit laisten, wurd mir zu spott und ewiger schand raichen, auch mir sollichs niemands glauben.« Darauf sprach der unbekannt man: »Ich hab dir die warhait gesagt, ich bin der ritter sant Jerg, und nim dessen zu ainer zeugnus disen daumen.« In dem het er ab seiner rechten

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Hand den daumen genommen und denselben dem herr[3] von Calatin geben. Der sey mit dem daumen den nechsten zum kaiser gangen und dem alle handlung, was sich begeben, als oblaut, angezaigt; hierauf der kaiser den schuchmacher kempfen lassen. Der hab kempft und den sig erhalten und


  1. nun] hs. nur.
  2. ,nachgedracht] vielleicht statt nachgedacht.
  3. dem herr] hs. den herr.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_058.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)