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umb Bartholomei anno 1452 mit großer macht für Lützelstain, welches sich die grafen gleichwol nit versehen gehapt. Er lag darvor biß an sant Martins abendt, hiezwüschen der elter graf, als der sache, das er den stich nit heben, het

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er sich mit etlichen vertrawtesten diener und was er guts in der eil mit ime darvon pringen möcht, haimlich ußerm haus durch die welt hin und darvon gemacht, dieweil er ihe augenscheinlichen sahe, das schloß nit möcht in die harr erhalten werden. Der junger[1] von Lützelstain, graf

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Jacob, lag dozumal sampt graf Tschoffarten von Leiningen und ander uf Liechtenberg gefangen, do ward er in schwerer gfengnus erhalten, so lang biß Lützelstain ufgeben ward. Wie aber graf Wilhelm von Lützelstain ußerm schloß Lützelstain entronnen, do ward bald hernarh zwüschen dem

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curfürsten und dem kriegsvolk im schloß getädinget, das sie das haus ufgaben und man sie mit aller hab und gut, wie kriegsleut, abziehen ließ. Der pfalzgraf nam das schloß und stettle sampt der grafschaft, wie er das noch inhett. Hiezwüschen und die belagerung het geweret, do war vil volks

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zu baiden tailen umbkommen und geschediget worden, im schloß drei vom adel ußerm Schwabenland, ainer von Wehingen, ain Pfauser von Nortstetten und dann Helfrid von Newenstain. Uf des curfürsten seiten warden vil mer beschediget und die umbkamen, insonderhait aber der

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pfalzgraf selbs ward in ain schenkel geschossen. Wie nun Lützelstain erobert, do ruck der pfalzgraf für Einartshausen[2], das die grafen auch noch inhetten, und im schrecken erobert ers gleich, zog darnach für das schloß Villiers in Luttringen, dorin sich die grafen noch enthielten, aber er vertrib sie

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auch darauß, ließ darauf das schloß gar ußbrennen. Domit hetten sie weder ut, noch nut[3] mer, wie man spricht. Damit warden sie landreumig und wichen ußer land, dann sie kain behausung mer in deutschen landen hetten, auch kain hoffnung mer, das ir widerum zu erlangen. Ob nun

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dise baid graven verheurat gewest, findt man nit. Der elter, so bald er vertriben, kam er zu herzog Carln von Burgund; damit hett er ain herren, war eben so unrubig, als er sein möcht, und dieweil aber derselbig herzog Carl vil krommer[4]


  1. Der junger] hs. Die jungern.
  2. Einartshausen] hs. Summartshausen; s. Häusser a. a. o. I, 341.
  3. ut, noch nut] häufiger aut oder naut.
  4. krommer] krummer, hs. kommer.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_048.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)