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288 Nr. 174. Reichs-Kammergerichts-Ordnung. 1495. § 18—22.

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sy solch Mißhandler enthalten oder sunst nach Maß irer Verhandlung straffen mügen. Auch sol den Belaidigten durch den Camerrichter und Urtailer Vergnügung werden verholffen, oder ob die Sach Leib Straff erhaischt, zu straffen dem Rat gemelter Stat bevelchen.

§ 19. Item nach Ansehen dis Fürnemens ist Not, Camerrichter, Urtailer und ander Personen, die dem Gericht verpflicht und zu warten verbunden sein sölten, redlich zu versolden, deßhalben solten sportule auf die Sachen gesetzt werden. [1] Namlich sol ain yeder Cleger in Anfang des Rechten nach Achtung seiner Clag von yedem C reinisch Guldin zwen Guldin geben, bis auf tausent Guldin, und darnach von tausent Guldin bis in zway tausent Guldin von yedem C ain Guldin; verrer von zway tausent Guldin bis in drewtausent Guldin von yedem C ain halben Guldin; darnach von drewtausent Guldin für und für, so vil es sich treffen wirdet, ye von C Reinischen Guldin ain Ort ains Guldin, und also nach Anzal der Summ, wie sich dann das von ir yedem nach zimlicher Rechnung in obgeschribner Maß nach seiner Anzal treffen wurd. Solich Gelt, sportule genant, die Parthey, die nach der entlichen Urtail in die Costen und Schäden geurtailt wurd, der behabende Parthey wider geben und außrichten, von demselben Gelt den Gerichts Personen ir Sold volgen und außgericht werden sol. Ob aber solichs avon nit bekomenlich beschehen möcht, so sol das übrig von des Reichs Gesellen entricht werden.

§ 20. Item es sol auch für ain schlecht Citacion ain Guldin und ain Ort; für ain Citacion, darinn ain Inhibicion inßeriert wirdt, zwen Guldin ain Ort; für ain Compulsoriat oder Zwangs Brieff zwen Guldin ain Ort; für ain Comission, Kuntschaft oder Zücknus zu verhörn VI Guldin ain Ort; für ein Comission, in welcher ain gantz Sach mit allen Angehengen und Umbstenden zu entlichem Entschaid bevolchen wirdet, VII Guldin ain Ort; für ain Comission in Appelacion Sachen X Guldin ain Ort, und für die Urtailbrieff sol gegeben und genomen werden nach Grösse der Sach und Erkantnus des Camergerichts.

Item ob auch Gebot oder ander Brief durch rechtlich Erkantnus zu geben gepürn oder sunst auf Ansuchen und zu Notturfft der Partheyen ausserhalb rechtlicher Erkantnus gegeben und außgeen wurden, dieselben söllen auch nach zimlicher, leydenlicher Weise und nach Erkantnus des Camergerichts taxiert und die Partheyen darinn nit übersatzt oder beswert werden.

Wie man auf Ungehorsam ainichs Tails volfar.

§ 21. Item so die Partheyen zu Recht anfencklich gevordert und vertagt sind, erscheint der Cleger nit oder niemand von seinen wegen, so die Sach mit Clag und Antwurt unverfaßt ist, so sol auf des Antwurters Anrüffen der Cleger ungehorsam und den Gerichts Costen abzulegen erkent und der Antwurter auf sein Beger ab instancia iudicii, das ist von der Ladung, absolviert werden. Wäre aber die Sach mit Clag und Antwurt verfaßt, so möcht das Gericht volfarn und urtailen für den Cleger oder Antwurter nach Gestalt des Gerichtshandels. Doch söll der gehorsam Tail, ob derselb die Urtail verloren het, den Gerichts Costen abzulegen nit schulbig sein.

§ 22. Item wurde auch der Antwurter in der ersten Rechtvertigung oder in der Appellacion- Sach vor Bevestigung des Kriegs ungehorsam, so söll doch auf des Clegers Anrüffen durch

Anmerkungen

  1. Das Kammergericht sollte nicht allein auf die Sporteln angewiesen, sondern auch durch den Kaiser besoldet werden. Vgl. hierzu den Reichsabschied von 1495, § 34 (RS. d. RA. II, S. 25): „Item, nachdem jetzt das Camer-Gericht an eyn bleiblich Stat im Reich zu halten, und von dem Reich vier Jahre die nesten zu versolden, wo der fürgenomen gemein Pfennig so vil ertregt, verordent und beschloßen ist, mag die Königl. Majest., nach Ausgang derselben, solch Camer-Gericht selbst versolden und an Enden in dem Heiligen Reich halten lassen, wie sein Konigl. Majest. dem Reich und gemeinen Nutz erlich, nutzlich, und gut erfindet." — Die Sporteln wurden bereits in den nächsten Jahren abgeschafft; f. Freiburger RA. v. 1498 § 30: „Aus viel und manigerley Geruff der Sporteln halb, an Uns und die Versamlung gelangt, ist im allerpesten erwogen, daß die Sporteln auf Galli (16. Okt.) nechstkummendt abgestelt und hinfür nit mer gefordert noch gegeben werden sollen." RS. d. RA. II, S. 45. Augsb. RA. v. 1500 (Kammergerichts-Ordnung T. 9): Aus viel und mancherley Gerüff der Sportuln halben, an Uns und die Versammlung zu Freyburg gelangt, sind die Sportulen deßmals abgestellt worden; deshalben Wir die auch hinfüro abgestellt haben wollen, also daß die von niemands weder gefordert noch gegeben werden sollen." A. a. O. S. 70.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Zeumer: Quellensammlung zur Geschichte der Deutschen Reichsverfassung in Mittelalter und Neuzeit.Tübingen: Verlag von J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1913, Seite 288. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zeumer_V2_288.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)