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solch unrat und boß sachen mit zeitlichem rate und mit der hilfe Gottes des allmeehtigen, ouch beistand unser und des heiligen Romischen reiches getrewen nach allem unserm vermögen ze tiligen arbeiten wollen. Und darumb durch anbringung, auch mit beiwesen und rate unser und des heiligen reichs curfursten und ander fursten, geistlicher und werntlicher, graven, freien, herren, ritter, knechte und stette, die wir dann durch si selbs oder ir mechtig sentboten darumb in Sonderheit her zu uns zu komen verpott und geheischen haben, setzen, wollen und gepieten wir von Romischer kuniclicher macht, kraft und gewalt ernstlich und vesticlich mit disem brief und ermonen auch euch alle und ieglich unsers und des heiligen reichs undertanen, in welchen wirden, statt oder wesens ir seit, solcher trew und pflichte, als ir Gott, dem heiligen reiche, auch uns als einem Romischen kunig ewrm obristen herren, gemeinem nutz und euch selbs schuldig, pflichtig und gepunden seit, daz ir all und ieglich stuck, punkt und artikel dieser nachgeschriben unserer ordenung genzlich, getreulich, aufrechticlich und ungeverlich haltent, vollfurend und lobent, auch mit allen den ewren und die euch zugekoren oder der ir mechtig sind, solchs also genzlich und getrewbch zu halten ernstlich schaffet, ordnet und bestellet, als lieb ewch sei unser und des reichs swere ungnade und die pene hienach in diser unserer Ordnung begriffen zu vermeiden.

1. Zum ersten, daz [1] niman dem andern schaden tun oder zufügen sol, er hab in dann zuvor zu gleichen, pillichen, lantlofigen rechten ervordert. Und ob im solich recht vielleicht nit so bald, als er wollt oder begert, gedihen und widerfahren mochte, so sol er dannocht den nit angreifen noch beschedigen, er hab dann vor alles das volliclich und ganz getan und volbracht, das keiser Karls des virden seliger gedechtnuß unsers vorfaren am reiche guldin bulle in dem capitel von dem widersagen [2] eigintlicher inhalt und außweiset.

2. Item ob ieman zu dem andern kuntlich und unlougembar schuld hette, hette dann der schuldvorderer bürgen oder briefe, so mochte er sein schuld vordem und einbringen nach laut und sag solcher seiner brieve, und als im versprochen ist zu bezalen. Mocht aber einer nit bezalt werden nach siner brieve laut, oder als im versprochen were, daz man in bezalen solte, und im alsdann darumb zu pfenden gepurte, der sol es doch mit dem pfand halten, so hernach geschriben stet. Doch darin unvergriffen der kaufman: die sollen an einander bezalen, auch iederman sein zinße, gulte und zehende einbringen, als dann bißher herkommen ist.

3. Und der also pfenden wil, sol vor, ee er darumb pfendet, an den, der im die schuld schuldig ist, schriftlich, mundlich oder under augen ervordern, in umb sein schulde gutlich oder mit landleufigen, billichen rechten unclaghaft zu machen in den nechsten zweien monaden nach solcher ermonung geleich nach einander volgende. Und ob er in solcher zeit in obgeschribner masse nit unclaghaftig gemachet wurde, so mag er den, der im schuldig ist, und desselben habe und gut darnach pfenden und angreifen; doch daz er alsdann mit den pfänden pfantlichen gefare, also daz er dieselben pfand alle ungeverlich in die nächsten statt oder sloß treibe, da ein gerichte inne sei, das des, der angreifet und pfendet, noch des, der gepfendet wirt, nit sei. Und man sol in und die habe in demselben sloß, statt oder gerichte einnemen und darein treiben lassen und im des nit weren. Er sol auch diewile mit denselben pfänden fride und geleite darinne haben ungeverlich. Und sein es dann essende pfand, so sol er die steen lassen drei tag und drei nachte, weren es aber andere pfände, so sol er die vier wochen nach einander die nechsten steen lassen. Und sol auch dhein mitrewter weder beute noch teile davon nemen noch nemen lassen, sunder dieselb habe sol unverruckt bei einander beleiben. Und ist dann, daz iemand kumpt, der dieselben nam und pfande

  1. In diesen und anderen Artikeln ist der kurfürstliche Landfriede v. 1438 oben Nr. 164, S. 251 f. zu grunde gelegt; vgl. das. c. 5.
  2. Goldene Bulle c. 17, oben Nr. 148, S. 206.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Zeumer: Quellensammlung zur Geschichte der Deutschen Reichsverfassung in Mittelalter und Neuzeit.Tübingen: Verlag von J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1913, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zeumer_V2_261.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)