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ist das beste Mittel dagegen, wenn sie uns stärkt, neue Uebel zu ertragen, und uns ein vestes Beruhen auf uns selbst mittheilt. Der meiste Wahn, der unsre Seelenkräfte schwächt, kommt von aussen; nun aber sind wir nicht die Gegenstände um uns her. Traurig ists freilich, wenn einem Menschen die Lage, in der er lebt, mit allen ihren Umständen und Kostbarkeiten so verleidet, so verbittert ist, daß er auch keine Traube und Blume derselben anrühren mag; sie zerfallen ihm unter der Hand zu Asche, wie jene Sodomsfrüchte. Indessen ist Er doch nicht die Lage: er ziehe, wie die Schildkröte die Glieder ein, und sei was Er seyn kann und seyn soll. Je mehr er vom Erfolg seiner Handlungen wegsiehet: desto mehr ruhet er in der Handlung; dadurch wird die Seele stärker, und belebet sich wie eine neuaufspringende Quelle. Die Quelle berechnet nicht, über welche Erdlagen ihr Strom fliessen, welche fremde Theile er annehmen, und wo er endlich

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 377. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_399.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)