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schwerere frölich anzufangen und zu vollenden: denn ohne Zweifel sind, wenn das Gewächs die Blume hervortreibt, oder sich in ihr die Frucht bildet, innigere, feinere Kräfte regsam, als da der Saft in den Stengel trat, und sich die untersten Blätter an ihm erzeugten. Nicht eher verläßt die Natur, dem ordentlichen Laufe nach, ihr Geschöpf, als bis alle physischen Kräfte desselben in Anwendung gebracht, das Innerste gleichsam herausgekehrt, und die Entwicklung, der bei jedem Schritt eine gütige Epigenese beitritt, so vollendet ist, als sie unter gegebnen Umständen vollendet werden konnte.


Man ist gewohnt, jedes einzelne, zumal lebendige Wesen, als ein isolirtes Ganze zu betrachten; eine nähere Ansicht aber zeigt, daß es mit Boden, Klima, Witterung, mit dem periodischen Athem der ganzen Natur zusammenhängt, daß es eben hiernach länger oder kürzer dauert, früher alt wird, oder sich leichter verjünget. Der

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 366. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_388.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)