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aufnahmen und in Capitel brachten. Da hieß Revolution endlich, wenn Minister thaten, was die Fürsten selbst nicht mehr thun mochten; oder wenn hie und da das Volk das unternahm, was es selten so geschickt als Könige oder Minister ausführte. Das gab nun die zahlreichen histoires des revolutions, ein so gangbarer Titel der Bücher, als sein Inhalt meistens unverständig, oder abscheulich ist. Den Begrif von Zweck und Absicht verlor man beinahe ganz aus dem Gesicht; die Geschichte ward ein Gemählde von Verwirrungen ohne Entwicklung: denn hinter dem Ausgange einer jeden sogenannten Revolution sahe es bunter aus in den Reichen, als vorher. Revolutionen dieser Art, sie entspringen von wem sie wollen, sind Zeichen der Barbarei, einer frechen Macht, einer tollen Willkühr; je mehr die Vernunft und Billigkeit der Menschen zunimmt, desto seltner müssen sie werden, bis sie sich zuletzt ganz verlieren. Dann wird das Wort Revolution

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 363. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_385.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)