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und der Rabbi, der Destur und Mobed, vielleicht auch der Bramane hat sich im grossen Ganzen selbst überlebet. Aus einigen Gegenden des Mahommedanismus erzählt man vom Koran, (ob dieser gleich das jüngste Religionsbuch ist) schon etwas Aehnliches; und im Christenthum, so wahr sein reiner Quell Wasser eines ewigen Lebens strömet, wie manches Gefäß ist schon zerbrochen, das diesen Quell erschöpft zu haben glaubte! wie manche Form, die jetzt noch da steht, hatte sich längst selbst überlebet! Man sehe die Römische Messe an, man höre manche ihrer Litaneien und Gebete; in welche Zeiten rufen sie uns zurück! zu welch einem fremden Geschmack längst-erblichener Zeiten! Wie in der Religion der Priesterstand, so folgen in andern Instituten die mit ihnen verknüpfte Stände, jeder seinem lebenden oder todten Institut nach. Man betrachte so manche Einrichtungen, Orden und Kalande der mittleren Zeiten; wenn sie nicht dem Genius

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 357. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_375.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)