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 Die Trennung.

Jedes Ding, indem es auf die Welt tritt,
trägt in sich den Samen der Zerstörung.
Ist es Wunder, ist es zu bedauren,
daß ein Leib, der Elemente Kunstbau,

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wiederkehrt in seine Elemente?

Kannst du nun mit deinem eignen Körper
unzertrennlich nicht beisammen wohnen;
wie, daß du mit Freunden es verlangtest?
Wie zwei Bretter, schwimmend auf dem Weltmeer,

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finden sich und trennen sich die Menschen.

Jede zarte Blume der Bekanntschaft
pflanzet schon der Trennung Dorn ins Herz dir.
Ach! und Trennung von geliebten Freunden
ist uns, wie des Todes dunkle Blindheit.

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Für die Krankheit giebt es keinen Arzt mehr.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 318. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_340.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)