Seite:De Zerstreute Blätter IV (Herder) 326.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sich viele und vielerlei Empfindungen durch einander, und zuletzt artete alles in jene schlaffe philanthropische Mitempfindung, oder in jene kalte Passivität der Unterhaltung aus, die eigentlich eine Pest der Dramatischen Kunst ist. Es wäre viel zu weitläuftig, hier untersuchen zu wollen, wiefern dieses bey allen Nationen eingetroffen sei, die statt der Trauer- und Lustspiele Mährchen, Gemählde des bürgerlichen Lebens, oder Abentheuer auf der Bühne geliebt haben, und noch lieben. Ohne Zweifel war die Bühne nur ein Nachklang ihrer Empfindungs- und Denkweise auch außer dem Theater; ihre Dichter gingen der Geschichte, der leichteren Unterhaltung nach, und das wahre dramatische Kunstgefühl der Griechen blieb manchem Volk ganz fremde. Welchen Platz man einst den Indiern, wenn mehrere ihrer Stücke bekannt sind, unter den Theaterliebhabern anweisen werde, mag die Zeit entscheiden; gnug, daß dies erste Stück, das wir von ihnen kennen, ob es

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_326.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)