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hat, dünkt michs also die billigste Strafe, daß sein Freund auch etwas leide und für sein Schweigen jetzt aus den Lüften seiner Stimme erhebe. Da überdem die Thätigkeit des Königes, der seinem Freunde beispringt, zuerst durch diesen Aufruf geweckt wird, bis sie ihre höhere Bestimmung findet: so steht auch als Uebergang dieser lustige Auftritt sehr an Ort und Stelle. Das Drama verfolgt seine Handlung und die darinn verflochtenen Charaktere, wo es sie findet, und in allen Nüancen: Wald und Hof, Komisches und Tragisches ist in ihm; es erstreckt sich über Himmel und Erde.

Unvermerkt sind wir also zur Hauptfrage gelanget: „wie sich Sakontala überhaupt als Drama zu Aristoteles Begriffen von der theatralischen Poesie verhalte, und zu welcher Gattung derselben es gehöre? Ist es ein Trauer- ein Lust- oder ein sogenanntes Mischspiel?“ Ich antworte kurz: ein Episches Drama.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_321.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)