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ihres nahen Glücks, einer frohen Vermählung, und liebkosen ihr auf die unschuldigste Weise. Aber ein summende Biene fährt aus der Mallika-Blume, und will nicht von ihr lassen. So wird auch im Kleinsten die zukünftige Handlung nicht nur vorbedeutet, sondern wirksam eingeleitet. Denn eben diese ganze Scene, in welcher Sakontala sich unschuldig und liebenswürdig zeigt, wird von Duschmanta behorcht. Liebetrunken hangt sein Auge an ihr, und sein Gemüth quälet sich mit dem einzigen Zweifel, ob dies süße Geschöpf als eine Bramanentochter ihm auch versagt seyn möchte. Endlich tritt er hervor, und es beginnt eine Scene der Gastfreundschaft, der bescheidensten Wohlanständigkeit und einer paradiesischen Unschuld. Immer mehr wird Duschmanta von Liebe durchdrungen, und da es sich in der Kunstlosesten Unterredung gleichsam von selbst entwickelt, daß sie nicht des Bramanen, sondern des berühmten Königs Nausika Tochter, Tochter einer Nymphe des

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_291.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)