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angekündigt, sondern ihr auch im Gemüth des Lesers die heilige Sicherheit vorbereitet, die zu allem was folgt, ihr Schirm seyn muß: denn wenn in diesem Haine das gejagte Reh seine Freistäte findet, wie sollte Die eines solchen Schutzes nicht genießen, die als ein Kind des Himmels in diesem Haine erzogen, in ihm als eine unerkannte, vom Hofe weit entfernte Blume blühet?


Sakontala mit ihren zwo Gespielinnen erscheint, und entzückt des Königs Auge. Die Zarte pflegt der Blumen, nicht nur auf ihres Vaters Geheiß, sondern aus schwesterlicher Neigung. Tief ist das Gefühl, das, dies ganze Stück hindurch, insonderheit in weiblichen Seelen sich gegen die blühende Schöpfung äußert, und Sakontala ist gleichsam die Königin dieses Mitgefühles. Liebliche Reden sinds, die ihre Freundinnen ihr über ihr Geschäft und über sie selbst sagen. Eben finden sie in ihrer geliebtesten Blume ein Vorbedeutung

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_290.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)