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andern Weg nahm die Kunst der Griechen. Sie diente zu Anfange den Priestern; aber nicht lange. Bald warf sie dem Bacchus die Hörner, andern Göttern ihre drückende Symbole ab, und symbolisirte die Götter selbst zu bleibenden, ewigen Charakteren. Eine Stirn des Jupiters, Herkules, Apollo und Bacchus ist für die ganze Figur charakteristisch; so ihre andern Glieder. Die Kunst der Griechen ward gebildet, als Kunst zu sprechen, ohne fremde Attribute, ohne Buchstaben der heiligen Sage; dahin konnte sie unter der Leitung der Bramanen bei den Indiern schwerlich gedeihen. Die Caste der Künstler war ein untergeordneter Stamm: der Stamm der Bramanen war sein Gebieter. Fleiß und Arbeit konnte jener zum Werk bringen; dieser brachte dazu anordnende Gedanken.



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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_266.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)