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Feuers auf einem Widder, der Gott des Meers auf einem Krokodill, der Gott der Winde auf einer Gemse, der Gott des Reichthums auf einem weißen Roß mit Kränzen geziert, die Göttinn der Zwietracht und des Elendes auf einem schwarzen Pferde, das Panier des Raben in der Hand haltend, reitet. Allenthalben indeß sieht man, die symbolische Allegorie hatte die Kunst übermannt; diese gehorchte der religiösen Bezeichnung und Sage.

Noch deutlicher bemerkt man dieses an den Atributen, mit welchen die heilige Sage ihre Götter auch in der Kunst beschwerte: um diese Attribute nur zeigen zu können, gab sie ihnen viele Hände, viele Köpfe. Hiemit hatte freilich die Sage reiche Gelegenheit, an dieser göttlichen Ungestalt sich erhalten und wiederholen zu können; bei jedem Symbol, jedem Arm, jedem Kopf konnte eine Geschichte, eine Eigenschaft des Gottes erzählt

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_264.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)