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Alterthums erklären. Ihre Bestimmung nach sinds offenbar Tempel, Palläste, Gräber. Bei Tempeln weiß jedermann, was die Religion, (damals ganz eine Sache des Staats) für alle, die den Bau anordneten und vollführten, bedeutete. Die Könige waren Götter der Erde, die Priester ihre Werkzeuge oder Regierer. Das Volk lebte sparsam, bedurfte im dortigen Himmelsstrich wenig; milden Gesetzen unterworfen, diente es willig, unter der Zucht der Könige und Priester. Den Göttern also einen Tempel, den Königen ein Haus oder ein Grabmal bauen, war ihm Eins; für sich lebte es gern in Hütten, die keine Denkmale seyn sollten. Setzt man nun einen so ordentlich eingerichteten Zustand des Reichs voraus, wie ihn z. B. die Mauern Persopolis in Figuren zeigen, und fügt eine Religion hinzu, wie die Religion der Perser ihrem Wesen nach war, eine Religion, die nichts als Thätigkeit, Ackerbau, Belebung der Welt mit guten Früchten

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_223.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)