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jene wilde Persönlichkeit, die sich einst durch Uebermuth und sinnlose Zerstörungen unsterblich machte, nicht mehr mit der Freiheit, wenigstens nicht mit der Billigung auf der Erde umher, mit welcher sie ehedem verehrt ward, (es wäre denn in entfernten Ländern und Winkeln;) mancherlei Ursachen tragen dazu bei, jeder zu frechen persönlichen Anmaassung Einhalt zu thun und mit Aufopferung derselben lieber die Ruhe des Ganzen zu sichern. Immer mehr verliert sich alles in grösseren Massen; es wirkt durch Leidenschaftlosere, oft sogar nur durch mechanische Mittel, und muß sich also der kälteren Vernunft eher fügen. Revolutionen, wie die von Attila, Dsengiskan, oder von unsern Deutschen Vorfahren bewirkt ward, haben wir in Europa kaum mehr zu besorgen; und was von Europa aus die Welt drückt, ist meistens der kalte Geiz, die niedrige Habsucht. Eine Geißel Gottes fürs Menschengeschlecht zu seyn, nach diesem einst rühmlichen Hunnen-Ruhm wird niemand mehr gelüsten; selbst Barbaren hüten

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_200.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)