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der Vorwelt auf späte Geschlechter hinab; durch sie sind die Wirkungen der Seele des Stammvaters einer Nation noch mit dem letzten seiner Nachkommen verbunden. Durch eine gemeinschaftliche Sprache nehmen mehr oder minder alle Glieder eines Volks an einander Antheil, Zeiten gießen ihren Geist auf Zeiten, Völker auf Völker in immer neuen Mischungen hinab, und sowohl durch Vermehrung als Verwandelung der Sprachen strebet das Menschengeschlecht weiter. Freilich ist die Zeit längst vorüber, da alle Welt nur Eine Zunge und Sprache war, mithin sich Alles Allem mittheilen konnte im Reiche der Menschen; sie wird auch nie wiederkommen auf Erden. Indessen sind sowohl durch herrschende als durch gelehrte Sprachen bereits so viele Völker mit einander verknüpfet, auch haben verschiedene Sprachen sich einander selbst so stark mitgetheilet und an einander gebildet, daß auch hier ein großer Fortgang der Dinge unverkennbar bleibet. Schwerlich werden die Griechische, Römische und Französische

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_194.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)