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Werken und Charakteren gleichsam sinnlich ordnet.

3. Da aber jedes Ding nur auf Eine Weise das Beste seiner Art seyn kann: mithin nach ewigen Gesetzen die Formen der Dinge wiederkommen müssen, und kein Inneres ohne ein Aeusseres, kein Gedanke und Wille ohne Bezeichnung seyn kann; so sieht man, daß im Garten der Unsterblichkeit auch die Kunst des Ewigwahren, Guten und Schönen unentbehrlich ihre Stelle finde. Zwischen allen Abwegen ist nur Eine Straße die gerade und wahre; und wenn nach vielen Jugendübungen das Meisterwerk erscheinet, so dörfen wir nicht zweifeln, daß es den Charakter des Beharrlichen und Daurenden an sich trage. Geweihete Augen erkennen ihn darinn, und wenn der Neid eine Wolke, die Barbarei einen dichten Nebel darüber würfe; die Wolke fällt, der Nebel schwindet, und das Licht des ewigen Werks stralet Jahrhunderte weiter. Unglaublich ists, wie wenig eigenthümliche Formen im Reich der Gedanken und Menschenwirkungen erscheinen,

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_185.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)