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sie eben aufs menschliche Gemüth so sonderbar wirkten. Noch jetzt erholen sich alle Menschen von religiöser Erziehung und Bildung an kurzen, kräftigen Sprüchen der Bibel oder geistlicher Lieder; diese sind gleichsam die Muskeln und Nerven, durch welche sich der ganze Bau ihrer Gedanken lebendig reget. Und so wird auch ein ächter Schüler der Alten, der mehr als Gelehrter seyn will, nach Grundsätzen derselben, als ein klassischer Weiser, handeln. *) [1]

Mich dünkt also, wer zur Bildung einer Nation auch auf diesem Wege beytragen will, der folge den alten Weisen und bringe Grundsätze in menschliche Seelen; oder er beßre die darin vorhandenen, und gebe ihnen Anziehung, Kraft, unbestechliche Wahrheit: denn ungebildet muß jeder



  1. S. Heyne’s schöne Vorrede zu Glandorfs Ausgabe der Pythagoräischen Sprüche:Sententiosa vetustissimorum gnomicorum quorumdam poëtarum opp. Lips. 1776.


Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_159.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)