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Ich kann diese rhapsodische Abhandlung nicht schließen, ohne meine Gedanken, oder wenigstens meinen Traum über den Werth vortreflicher Sprüche geäußert zu haben. Wie wirs auch verbergen mögen, wir müssen, wenn wir Menschen seyn wollen, nach Grundsätzen handeln. Auch der Pöbel kann sich ihnen nicht entziehen, so verderbt sie bey ihm auch oft seyn mögen; ja wir finden solche eben bey der Gattung von Menschen, die nach bloßen Vorurtheilen handelt, am unverholensten und stärksten. Von Sancho-Pansa an kennen wir eine Classe Personen, deren ganze Weisheit ein Schatz von Sprüchwörtern ist; und was sind Sprüchwörter anders, als kurze, kräftige, oft sehr sinnreiche Volkssprüche, die als Grundsätze der Denk- und Lebensart, als unzweifelhafte Axiome des gesunden Verstandes und der Sittenweisheit gelten. Diese, wenn sie gut sind, verhönen zu wollen, finde ich ungerecht

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_154.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)