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muß, und nur ein Thor oder ein Kind sich dieses verbergen könnte; da vielmehr das Ende eines Schauspiels, einer Musik und Handlung uns den Schlüssel zu ihrer ganzen Aufführung geben muß; wer wollte nicht zuweilen auch die Schrift eines schönen Grabmahls lesen? ob man gleich freilich deßhalb nicht immer auf dem Todtenacker wohnen möchte. Auch in diesem Punkt ist Sadi kein trauriger Rabe, sondern eine Nachtigall, singend der vergänglichen Rose. Lasset uns hören, wie er sein Werk schließt:


Vollendet ist mein Blumengarten nun
mit Gottes Huld. Was ich hineingepflanzt,
gehöret mir; ich stahl es andern nicht.
Rühmlicher stehet uns an ein eignes Kleid, das ergänzt ist,
als ein neues, so wir bettelnd von andern erborgt.
und ob nun Sadi seiner Lehre gleich
die holdanziehendste, die lieblichste

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_152.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)