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mahlt er seine Gleichniße, seine Lehren mit eben so lebhaften Farben. Ob ich nun diese gleich geschwächet gnug habe, so bittet er dennoch jedes schwache Auge, das an sanftere Verflößungen gewöhnt ist um Verzeihung; er schrieb nicht für uns, sondern für Perser. Ist die Einfassung nicht gut: so ändere man sie, und nutze den Edelgestein seiner Lehre.

Endlich reden die Morgenländer so oft und gern über Hinfälligkeit der Welt, über Eitelkeit der Dinge, Kürze des Lebens, Wechsel des Glücks und der Ehre, daß manchem rüstigen Mann oder Jünglinge dies eine verderbliche Predigt scheinen könnte. Hier entschuldigt sie ihre Weltgegend, ihre Regierungsform, ihre Religion und ganze Verfassung. Gehen sie nicht auf den Trümmern der größesten Königreiche, der reichsten Staaten, der prächtigsten Denkmale der Vorwelt? und was predigen ihnen diese anders, als Nichtigkeit der Dinge, Eitelkeit aller Pracht und Reichthümer der Weltherrschaft? Vom Gebürge Kaf an bis zu den Grenzen des Meers, von diesen bis zu den

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_149.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)