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Seelen naget. Dies Ungeheuer und ihre ganze fürchterliche Brut gingst du, wie ein Held, an, und hast deinen Kampf tapfer gekämpfet. Viele Stellen in deinen Büchern voll reiner Wahrheit, voll männlichen, vesten Gefühls, voll goldner ewiger Güte und Schönheit, werden, so lange Wahrheit Wahrheit ist und der menschliche Geist das, wozu er erschaffen ist, bleibet – sie werden aufmuntern, belehren, bevestigen, und Männer wecken, die auch wie du der Wahrheit durchaus dienen: jeder Wahrheit, selbst wo sie uns im Anfange fürchterlich und häßlich vorkäme, überzeugt, daß sie am Ende doch gute, erquickende, schöne Wahrheit werde. Wo du irrtest, wo dich dein Scharfsinn und dein immer thätiger, lebendiger Geist auf Abwege lockte, kurz, wo du ein Mensch warst, warst du es gewiß nicht gern, und strebtest immer ein ganzer Mensch, ein fortgehender, zunehmender Geist zu werden. –

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 420. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_420.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)