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Jetzt ruhete er einige Zeit, und nach solcher Arbeit konnt’ er ruhen. In weniger als 10 Jahren hatte er alle diese so verschiednen Werke und in den Jahren 59. 60. 61. eine Reihe der besten geliefert, von denen zuletzt die Rede war. Im Jahre 1766. trat er wieder hervor; mit eben so goldnen, glänzenden Waffen, nur in einem andern Felde.

Die meisten meiner Leser erinnern sich noch wohl des Geschreies von Kunst, das, nachdem Winkelmann, Lippert, Heyne, Hagedorn, Mengs, geschrieben hatten, in Deutschland aufkam. Alles sollte Kunst lernen, das Kind in den Schulen, der Jüngling auf Universitäten, der Mann im Amt. Aus Statuen sollte der Geistliche predigen, aus Münzen der Jurist Urtheil sprechen, aus Gemmen und Pasten der Maler malen, der Dichter dichten. - Hier trat nun Leßing mit seinem Laokoon a)[1] auf, leise, aber sehr gewiß und weitaussehend. Von


  1. a) Berlin 1766.
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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 398. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_398.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)