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sich, wie aus mehreren Aeußerungen erhellet, als philosophische Freunde schätzten und liebten. Man lese Mendelssohns Brief an Leßing hinter Rousseaus Abhandlung: a)[1] man sehe die Achtung, mit der Leßing bey jeder Gelegenheit an Mendelssohn denket. Zwei solcher Menschen, am Geist hell und im Herzen rein, ohne politische Hindernisse und Nebenumstände, traten verbunden zu diesem Werk, das noch manche Zeit hin das Deutsche Journal genannt werden sollte. Ohne Schwärmerey und Ausgelassenheit herrschet in ihm Freimüthigkeit und Einsicht, insonderheit im Anfange oder zu zwei Drittheilen der Briefe. Leßing (ohne allen Zweifel ist er der Fll., denn wer sollte es sonst seyn? ob er sich gleich auch anders unterzeichnet) *)[2] gieng


  1. a)Rousseaus Abhandlung von der Ungleichheit der Menschen. Berlin 1759.
  2. *)Die Namen der Verfasser dieser Litteraturbriefe waren längst bekannt, ehe ich dieses schrieb und zum Ueberfluß habe ich dieser Stelle, an der ich nichts ändere, blos im Ton der Vermuthung, auch eigentlich von dem überall unverkennbaren Leßing allein geredet. Es gehört wohl kein Oedipus dazu, die Verschiedenheit der Verfasser in den Literaturbriefen wahrzunehmen, die ich bereits im Jahr 1767. (Fragmente über die neuere deutsche Literatur Samml. 2. S. 193.) bemerkt hatte, ehe ich Einen Namen derselben kannte. Am Aufsatz im deutschen Museum (Inl. 1782.) so wie an allen andern Notizen hierüber habe ich nicht den mindesten Antheil.
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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 393. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_393.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)