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wer mein Wort hält, soll den Tod nicht sehen: die Entschlafenen sollen aufwachen: in Kurzem sollen sie die Stimme des Erweckenden hören.“ das waren die Lehren dieses himmlischen Genius und die ganze Verheissung von der Auferstehung sollte die tröstende Idee von einem kurzen Schlaf im Schoos der Erde gleichsam besiegeln. Wenn also irgendwohin, sollte man denken, so gehöre der Engel des Schlafs mit der gesenkten Fackel vor die Grabmähler der Christen, da der Stifter ihrer Religion es zu einem Hauptzweck seiner Sendung machte, den Tod in einen Schlaf zu verwandeln.

Bald aber verstanden es die Christen nicht also und jemehr ihre Religion in vielen Andern Aberglaube ward, mußte sie es auch in diesem Stück werden. Statt in der Lehre von der Auferstehung bei den schönen Ideen zu bleiben: „das Saamenkorn, das in die Erde fällt, muß ersterben: was gesäet wird, ist nicht die Frucht die hervorgeht, sondern Eine der Art, die Gott aus der Natur des Saamens hervorbringt:

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 368. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_368.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)