Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung | |
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Grund dieser Vorstellungsart aufzusuchen, die sich auch auf sehr entfernte Völker erstreckt und ihnen zu mancherlei sonderbaren Verkleidungen und Larvenaufgaben beim Grabmahl des Verstorbnen Anlaß gegeben. Sie hat indeß nichts mystisches in sich; sondern ist ein natürliches Phantom der erschreckten Einbildungskraft, die fürchterliche oder leere Schatten aus dem Reich des Orkus sich durch eine leichten Uebergang wie anders als Larvengesichte denket? Die Kunst ergrif diese mildre Vorstellungsart, eben um Gerippe und Todtenköpfe nicht zu bilden; sie zeichnete dafür nichtige Phantome, Köpfe, schwebende Schreckgestalten, wirkliche Larven.
Wie natürlich, m. F. wird hiemit Alles! wie schonend und würdig zeigt sich die Kunst der
sich mit der Larve zu besprechen scheint, bald Genien solche fortgetragen. Gorii Inscr. T. III. Tab. 12. Bei den Etruskern sind sie sehr häufig. S. z. B. Demster. Etrur. regal. T. II. tab. 83. fig. 5. tab. 82. fig. 2. T. I. p. 298. Mus. Etrusc. comp. Schwebel. tab. 14. fig. 5. tab. 20. fig. 1. et al.
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 362. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_362.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)