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Ein gleiches ists mit der Gehülfin des Todes, der ereilenden, grausamen κηρ. So fürchterlich sie auf Kypselus Kasten gebildet war, f)[1] da sie dem fürchterlichsten Morde der griechischen Geschichte, dem Tode der beiden Brüder Eteokles und Polynikes beistand, durfte sie nicht immer gebildet seyn: denn nicht jeder Tod, zu welchem sie und ihre Schwestern Werkzeuge waren, war so fürchterlich und es ist bekannt, daß die griechische Kunst auch die furchtbaren Gestalten, wo sie es durfte, milderte, ja so gar verschönte. Den Göttinnen der Rache z. B. gab sie keine Schlangen ums Haupt; es war an ihnen, wie Pausanias sagt, so wenig als an den andern Bildern der Unterirrdischen was fürchterliches merkbar. g)[2] Die Parzen überdem, für welche die κηρες bei den Dichtern oft als Synonyme gelten, h)[3] waren ernst aber nicht gräßlich, da die himmlische Venus selbst unter ihnen die Aelteste


  1. f) Pausan. L. 5. c. 19.
  2. g) Pausan. L. 1. c. 28.
  3. h) Homer. Il. et. Odyss. Mimmerm. Eleg. 2. v. 5. u.a.
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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_299.jpg&oldid=- (Version vom 30.7.2017)