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Schlafs, weil seine Allegorie hier nicht hingehöret. Erinnys und der Tod wüten durch die Glieder der Schlachtordnung; wo gewiß niemand an den Jüngling mit der umgekehrteen Fackel denket. Als aber Sarpedon gefallen ist; lange liegt er todt da, wird blutig umhergezogen und als ein entseelter Körper seiner Waffen beraubet; da, nur da spricht der mitleidige Zevs zu Phöbus: „er solle seinen Todten aufnehmen, ihn waschen und mit Ambrosia salben, mit himmlischen Kleidern ihn anziehen und ihn sodann den Zwillingsbrüdern, dem Schlaf und dem Tode, zur Heimführung in sein Vaterland übergeben.“ Hier steht die Allegorie an ihrer Stelle und wird nicht weiter getrieben, als ihr Wesen reicht. Nur dann tritt der Tod als Bruder des Schlafs auf, wenn der entseelte Körper wirklich zu schlummern scheint und zu seiner Ruhestäte gebracht wird. Wie hier so ist allenthalben mit seinen wenigen allegorischen Gestalten Homer der weiseste Dichter. Sie erscheinen nur selten, kurz, unbestimmt und gleichsam im Nebel verschwindend;

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 293. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_293.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)