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a)[1] auch hie und da in weiterer Bedeutung gebraucht werde, sogar daß Philosophen es zur


  1. a) Die Nemesis als Adrastea bekam nach Strabo vom Tempel des Adrastus diesen Namen; da aber das Wort auch eine Unentfliehbare, eine immer-Wirksame bedeuten konnte und dieser Sinn sich zu ihrem Amt sehr wohl schickte: so konnte es nicht fehlen, daß der Begrif immer erhöhet wurde, daher sie Phurnutus (Cap. 13.) als die Macht der hohen Schicksale ansieht und sie der Verfasser des Buchs περι κοςμ. unter des Aristoteles Schriften (c. 7.) eben so hoch hinausrücket. Gleich weit holt Ammianus Marcellinus (I. 14. e. 11.) den Begrif derselben her, ob er gleich nachher selbst auf die Idee des gemeinen Ausdrucks trift, sobald er sich ihrer symbolischen Beschreibung nahet. So will sie Makrobius (Saturn. I. 22.) gar zur Sonne deuten; er kann aber nicht umhin, dazu zu setzen: „daß sie gegen den Uebermuth verehrt werde“ und damit ist ihr wahrer Begrif gegeben. In allen solchen Fällen muß man die willkührliche Terminologie abstrahirender Philosophen vom gemeinen Gebrauch der Kunst und Rede unterscheiden; sonst kommt man nie aus dem Chaos.
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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_245.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)