Seite:De Zerstreute Blätter II (Herder) 219.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Doch was dörfen wir mehrere Stellen häufen, da wir eine Bestimmung dieses Begrifs, wie er im gemeinen Gebrauch der Rede vorkam, von strengsten der griechischen Philosophen, dem Aristoteles haben. a)[1] An mehr als einem Ort erklärt er die Nemesis für den Unwillen, den Menschen am Glück der Unwürdigen oder an dessen unwürdigem Gebrauch haben und da er nach seinem System die Tugend immer als ein Mittleres zwischen zwei entgegenstehenden Lasten betrachtet: so stehet auch seine Nemesis zwischen dem Neide und der Schadenfreude als eine Mitte der Tugend. Mit diesem philosophischen Richtmaas, können wir uns sicher durch alle jene Bedeutungen wagen, welche der Sprachgebrauch oder die Dichtkunst der Griechen dem Wort beilegte; wir werden wahrnehmen, daß sie sich auch in ihren Abweichungen um Eine und dieselbe Idee winden. Wenn z. B. die lasterhafte, die freche Klytemnestra ihres eignen Sohnes,



  1. a) Ηθικ. I. 2. c. 7. Ηθικ. μεγαλ. I. 1. c. 28.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_219.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)