Seite:De Zerstreute Blätter II (Herder) 128.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Empfindung bezeichnet. a)[1] Finden sich eins oder mehrere dieser Stücke in einer glücklichen Anwendung; warum solte man nicht eine kleine epigrammatische Fabel, eine lehrende Geschichte, ein niedliches Emblem, das uns in wenigen Reihen mit seinem Sinnspruch gegenwärtig gemacht wird, gern lesen? Ich hätte also Lust, diese Gattung des paradigmatische oder Exempel-Epigramm zu nennen: denn ein Beispiel mit seiner Lehre ists doch immer, worauf es hinausläuft. Nur muß dies Beispiel d. f. der erzählte Fall oder das lehrende Bild uns gegenwärtig gemacht werden: denn heißt es blos: „es war einmal“ so ists eigentlich kein Epigramm mehr, sondern eine Fabel und wenn die Erzählung gar keine Lehre in sich faßt, ein müßiges Mährchen. So ists auch mit dem Emblem, dem Bilde und Gleichniß. Wird dies blos erzählt, z. B. „wie die Schiffahrt auf dem Meer, so das Leben der Menschen“ so ists, Trotz aller epigrammatischen


  1. a) Zerstr. Blätt. Th. 1. S. 33. 67. Th. 2. S. 24. 26.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_128.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)